Die Erfahrungen der Corona-Pandemie haben gezeigt, dass eine ausreichende Mindestliquidität im Fall globaler Krisen, von denen Airlines in der Regel in besonderem Maße betroffen sind, existenziell entscheidend ist. Ausschlaggebend für die Höhe der notwendigen Liquidität sind dabei für einen extremen Krisenfall, neben der Abdeckung der operativen Aufwendungen, auch die Sicherstellung der Rückzahlungsfähigkeit von Verbindlichkeiten des Working Capitals und dabei insbesondere die erhaltenen Kundenanzahlungen für noch nicht ausgeflogene Flugdokumente. Um die Liquiditätsrisiken zu mindern und damit den Konzern gegen mögliche Krisen zu schützen, strebt die Lufthansa Group aktuell eine Mindestliquidität von 8 Mrd. EUR bis 10 Mrd. EUR an. Aus Kapitaleffizienzgründen wird ein Teil der strategischen Liquiditätsreserve in Form einer revolvierenden Kreditlinie vorgehalten. Unter Berücksichtigung der frei verfügbaren Kreditlinien standen dem Unternehmen am Jahresende 2024 11,0 Mrd. EUR an Liquidität zur Verfügung (31. Dezember 2023: 10,4 Mrd. EUR).

Verschuldungsgrad soll weiter reduziert werden

Die Reduktion des Verschuldungsgrads, vor allem durch die Erzielung starker Free Cashflows sowie durch die Optimierung der Nettokreditverschuldung bleibt im Fokus der langfristigen Finanzstrategie.

Der Verschuldungsgrad, gemessen an der Kennzahl Adjusted Net Debt/Adjusted EBITDA, berücksichtigt neben der Nettokreditverschuldung (inklusive der finanziellen Verpflichtungen aus Lease-Verträgen vor allem für Immobilien und Flugzeuge) auch die Netto-Pensionsverpflichtungen. Diese werden aktiv gemanagt. Die Lufthansa Group hat zur Begrenzung des weiteren Anstiegs der Verbindlichkeiten größtenteils auf ein beitragsorientiertes Pensionssystem umgestellt. Für die größten verbleibenden leistungsorientierten Pensionspläne wurde die Allokation des Pensionsvermögens im Rahmen der Einführung eines sogenannten Liability Driven Investments (LDI) angepasst. Dies zielt darauf ab, die Zinssensitivität des Planvermögens stärker an jene der Pensionsverpflichtungen anzugleichen, um die Volatilität der Pensionsrückstellungen dauerhaft zu verringern.

Die Nettokreditverschuldung betrug Ende des Geschäftsjahres 2024 5.744 Mio. EUR. Sie lag damit um 1 % über dem Vorjahreswert (Vorjahr: 5.682 Mio. EUR) und unterhalb des Vorkrisenniveaus zum Jahresende 2019 (6.662 Mio. EUR). Die Netto-Pensionsverbindlichkeiten sanken im Berichtsjahr aufgrund der positiven Marktentwicklung des Planvermögens auf 2.566 Mio. EUR (Vorjahr: 2.676 Mio. EUR). Damit lag die Kennzahl Adjusted Net Debt/Adjusted EBITDA Ende 2024 bei 2,0 (Vorjahr: 1,7).

Adjusted Net Debt / Adjusted EBITDA

Adjusted Net Debt / Adjusted EBITDA
 2024 in Mio. EUR2023 in Mio. EURVeränderungen in %
Nettokreditverschuldung1)5.4975.4351
Netto-Pensionsverpflichtungen2.5662.676-4
Adjusted Net Debt8.0638.111–1
Adjusted EBIT1.6452.682-39
Abschreibungen2.3372.2285
Adjusted EBITDA3.9824.910-19
Adjusted Net Debt/
Adjusted EBITDA
2,0x1,7x+0,3x

1) Zur Ermittlung des Adjusted Net Debt wurden hier 50 % der 2015 begebenen Hybridanleihe (247 Mio. EUR) herausgerechnet. Herleitung der Nettokreditverschuldung Geschäftsbericht S. 44

Lufthansa Group profitiert von gutem Kapitalmarktzugang und nutzt diversifizierte Finanzierungsquellen

Auch im Geschäftsjahr 2024 nahm die Lufthansa Group erfolgreich neue Mittel am Kapitalmarkt auf und profitierte dabei von attraktiven Konditionen in Verbindung mit ihrem Investment-Grade-Rating. Insgesamt wurden über die Platzierung von drei Euro-Bond-Anleihen 1.734 Mio. EUR aufgenommen. Außerdem nutzte die Lufthansa Group diverse andere Instrumente zur Finanzierung wie zum Beispiel Sale-and-Lease-back und Japanese Operating Leases.

Auch zukünftige Finanzierungen richten sich nach der Notwendigkeit für Investitionen und zielen auf die Minimierung von Finanzierungskosten ab. Diese werden im Wesentlichen durch das Rating der Lufthansa Group sowie die am Markt herrschenden Konditionen bestimmt. Durch Differenzierung der Finanzierungsinstrumente werden ein breiter Finanzierungsmix, günstige Finanzierungskosten, ein ausgeglichenes Fälligkeitsprofil und ein diversifiziertes Portfolio von Fremdkapitalgebern erzielt.

Neu aufgenommene Darlehen oder Anleihen können grundsätzlich fest als auch variabel verzinst sein. Die Lufthansa Group verfolgt eine „Net Fix Hedging Strategie“. Das heißt, dass die Höhe variabel verzinster Verbindlichkeiten die Höhe der zu einem variablen Zinssatz angelegten Finanzmittel nicht übersteigen soll, sodass die Nettoverschuldung fest verzinst ist und marktweite Zinsveränderungen keine wesentlichen Auswirkungen auf die Zinslast des Konzerns haben. Diese Strategie wird im Wesentlichen durch Derivate gesteuert.

Sicherung des Investment Grade Ratings

Die Deutsche Lufthansa AG wird von allen führenden Ratingagenturen mit Investment Grade bewertet.

Standard & Poor’s und Fitch Ratings bewerten die Deutsche Lufthansa AG weiterhin jeweils mit einem Investment-Grade-Rating von „BBB–“ und dem Ausblick „stabil“. Moody’s hat das Rating der Deutschen Lufthansa AG im Januar 2024 auf Baa3 und damit ebenfalls auf Investment-Grade-Niveau mit dem Ausblick „stabil“ angehoben. Scope Ratings stuft die Deutsche Lufthansa AG unverändert mit einem Investment- Grade-Rating von „BBB–“ und dem Ausblick „positiv“ ein.

Der Konzern strebt an, dauerhaft als Investment Grade einge- stuft zu werden. Eine solche Beurteilung der Unternehmensbonität sichert einen guten Kapitalmarktzugang und niedrige Finanzierungskosten und damit einen guten finanziellen Handlungsspielraum des Unternehmens. Voraussetzung für ein Investment-Grade-Rating sind unter anderem eine gute Profitabilität und ein adäquater Verschuldungsgrad.

Strukturiertes Risikomanagement minimiert Finanzrisiken

Die finanzielle Stabilität des Konzerns wird außerdem durch ein integriertes Risikomanagement gewahrt. Die Absicherung von Treibstoff-, Währungs- und Zinsänderungsrisiken dient dazu, kurzfristige Finanzrisiken für die Lufthansa Group zu minimieren. Dabei werden Preisschwankungen durch ein regelbasiertes Vorgehen geglättet. Veränderungen der Treibstoffkosten können so frühzeitig in der Preisgestaltung berücksichtigt werden.